Injoy-med-Inhaber Raoul Barthel im Interview

Barthel ist in der Sportbranche Dresdens kein unbekannter Name. Sport Barthel kennen vor allem viele Leute noch vom Sportgeschäft in der Neustadt. Wie entstand das Geschäft?

Mein Großvater Walter Barthel und später mein Vater Reiner Barthel haben das Geschäft im Krieg bzw. kurz nach dem Krieg als Modeschneiderei gegründet. Nachdem die Weltwirtschaft sich erholt hat und nicht mehr nur Klamotten wichtig waren, widmeten sich die Leute dem Sport. Erst Tennis, dann Ski und dann alles andere - so wurde das Geschäft zum größten privaten Sportgeschäft in Dresden. Trotz Diktatur und SED sind wir bis zur Wende ein privates Einzelhandelsgeschäft geblieben. Ich bin vor 30 Jahren mit in die Geschäftsführung gegangen und wir wurden nach der Wende ein Intersportfachhändler mit zwei größeren Geschäften auf der Königsbrücker Straße.

Du führst mit deiner Frau Franziska nun die Sporttradition mit dem Injoy med Dresden weiter. Wie lange gibt es das Studio schon und was hat euch bewegt, das Studio zu eröffnen?

Die Idee entstand vor 27 Jahren, als viele unserer Ladenkunden immer mehr den Fitnesssport für sich entdeckten. Ich suchte erst in der Dresdener Neustadt eine Fläche, fand sie dann aber in Striesen in Form eines schönen großen Lofts. Ich selbst hatte kurz vor der Wende schon den Kraftsport kennengelernt, weil ich ihn für Segeln, Ski und Windsurfen als Grundsportart betreiben musste. Mir gefiel es, dass sich Menschen zum Sport getroffen haben und ich fand die Wirkung enorm, die ein Training an Geräten erzeugte. Ich dachte mir damals, dass es viel mehr Menschen kennenlernen müssen. Ich flog dann in die USA und nach England und besichtigte viele Clubs. Nach diesem Muster entstand dann der 1.500 qm große Club, damals vor 25 Jahren eines der drei größten Studios in Dresden.

Beide Ehepartner führen ein und dasselbe Unternehmen. Kommt es da nicht auch mal zu Spannungen? Wie gelingt euch die erfolgreiche und jahrelange Zusammenarbeit?

Wir kennen uns menschlich schon ewig und haben uns getrennt voneinander damals lange genug ausgetobt - inklusive der Wendezeit, welche eine Partyzeit war. Wir hatten immer irgendwie ein Auge aufeinander. Irgendwann war es dann soweit, dass es zwischen uns klappte und wir die wilde Zeit aufgegeben haben. Zumindest was die Partner betraf. Kurz vor der Studioeröffnung lernte ich Franziska nochmal neu kennen, denn sie arbeitete zu meinem Ärger in Leipzig in einem der dort größten Fitnessclubs und sie sagte mir ein wenig ketzerisch, dass dieses Unternehmen auch nach Dresden kommen möchte. Was sie dann zum Glück verhindert hat, weil ich ihr ein wenig leid getan habe und sie vielleicht nicht ganz uneigennützig doch wieder nach Dresden schielte...

Wir wissen uns nach einer Meinungsverschiedenheit wieder in den Griff zu bekommen. Wir haben geteilte Bereiche und kommen uns nicht so sehr in die Quere. Außerdem haben wir in den letzten 15 Jahren zwei herrliche Töchter großgezogen, da muss man ohnehin zusammenhalten. Wir sind beide sehr diszipliniert und sind das auch jetzt in der schweren Zeit. Wir würden dieses Geschäft nie durch Befindlichkeiten opfern, es ist ein gemeinsames Lebenswerk und unser Leben ist noch lange nicht zu Ende, hoffentlich (; 

Sind eure Kinder auch so sportverrückt wie ihr?

Die Kinder sind sportlich, sind aber auch normale Jugendliche. Wir fahren zusammen Ski und sind zusammen auf der See unterwegs, aber es gibt keinen Leistungssport. Das war damals in der DDR anders, da sind die Familien insgesamt meist sportlicher gewesen. Die heutige Zeit ist für die Gesundheit der Menschen nicht sonderlich vorteilhaft. Also unsere Kinder gehen auch schon gern ins Studio und treiben auch gern mäßigen Sport. Aus beiden kristallisiert sich kein Weltmeister, aber vielleicht ein Nachfolger für uns...

Was bedeutet das med in eurem Geschäftsnamen?

Injoy ist eine größere Gruppe mit verschiedenen Geschäftskonzepten. Injoy, Injoy Lady, Injoy med, Injoy, Injoy Express. Wir sind ein Club, der sich etwas mehr in Richtung medical Fitness entwickelt - mit speziellen  Trainingsmethoden zum Beispiel. Diese bieten bei oder nach der Reha Unterstützung, um die Funktionalität das Körpers wieder herzustellen. Dafür arbeitet bei uns therapeutisches Personal, wir bieten entsprechende Programme und investieren in Trainingsgeräte, die zum Teil anders sind als im normalen Club bzw. Discounter. Im Wesentlichen ist es aber die Einstellung zum Menschen, der von uns Hilfe benötigt. Wir sind gern im Beratungsbereich tätig. Man kann aber auch ganz normal bei uns trainieren.